Mittwoch, 13. Dezember 2017

Fachlichkeit triumphiert - schon wieder - Rückblick auf die Ergebnisse der get started Studie 2017

Über die Besonderheiten des IT-Nachwuchses und der Vertreter der Generationen Y und Z wurde und wird viel geschrieben. In der 2017 bereits zum dritten Mal gemeinsam mit der get in GmbH durchgeführten get started Studie standen erneut die Erwartungen von jungen IT’lern, d.h. von IT-Studierenden und jungen IT-Professionals im Mittelpunkt. In diesem (zugegebenermaßen etwas späten) Rückblick soll eine wichtige Erkenntnis dieser Studie im Mittelpunkt stehen: Die nahezu durchweg feststellbare fachliche Orientierung der befragten IT'ler. Damit verfügt die get started Studie 2017 über bemerkenswerte Parallelen zum unlängst erschienenen Stack Overflow Entwicklerreport 2017, über den Mr. pm2null (Henner Knabenreich) bereits ausführlich und sehr anwendungsorientiert berichtet hat.

Zu den Ergebnissen der eigenen Studie. Die Zielgruppe der jungen IT'ler ist und bleibt nahezu durchweg optimistisch: Bereits im dritten Jahr in Folge schätzen fast 89% der Befragten ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt gut bis sehr gut ein. Gleiches gilt für die Faktoren, die bei der Wahl des Arbeitgebers wichtig sind. Hier zählen nach wie vor in erster Linie die fachlichen Aspekte und die Möglichkeiten zur fachlichen Weiterentwicklung. Für 61,4 % der Befragten führt dieser Faktor die Rangliste die Attraktivitätsfaktoren eines Arbeitgebers an. Die Möglichkeiten zur fachlichen Weiterentwicklung führen auch die Wunschliste im erwähnten Entwicklerreport an. In der get started-Studie folgen mit etwas Abstand eine ansprechende Vergütung (53,9 %), ein flexibler Umgang mit Arbeitszeiten (51,8 %), nette Kollegen (46 %) sowie ein unbefristeter Arbeitsvertrag (46 %). Hervorzuheben sind hier einzelne Kriterien, die sich innerhalb der Zielgruppe der Studierenden und der Young Professionals deutlich unterscheiden. So bewerten Young Professionals den unbefristeten Arbeitsvertrag weit höher (52,6 %) als die Studierenden (38,5 %). Deutliche Unterschiede gibt es auch in Bezug auf einen attraktiven Arbeitsort und die Verwendung aktueller Technologien, auf die Studierende deutlich mehr Wert legen als Young Professionals. Bei diesen Attraktivitätsfaktoren zeigen sich deutliche Parallelen zum erwähnten Entwicklerreport.

Fachliche Entwicklungsmöglichkeiten waren auch in den Vorgängerstudien 2015 und 2016 ganz vorn. Sie scheinen für junge IT’ler weiterhin ein ausschlaggebendes Kriterium dafür zu sein, sich einem Arbeitgeber zuzuwenden. Der Wunsch, eine Führungslaufbahn einzuschlagen, wird 2017 nur von 9,6 % der Young Professionals und von 14,2 % der Studierenden als berufliches Ziel gesetzt. Wird hier die Entwicklung in den letzten drei Jahren betrachtet, so hat diese "klassische" Karriereoption weiterhin an Bedeutung verloren. 2015 gaben 16,7 % der Befragten an, eine Führungskarriere einschlagen zu wollen. 2016 lag dieser Wert bei Young Professionals nur noch bei 11,9 %. Demgegenüber wollen 30,77 % der Studierenden und 32,77 % der Young Professionals innovativ arbeiten und etwas bewegen bzw. 26,15 % (2016: 22,51 %) und 25,71 % (2016: 24,50 %) Experte auf ihrem Fachgebiet werden. 

Diese Präferenz auf Fachlichkeit zeigt sich auch - wie bereits in den letzten Jahren - bei den Antworten auf die Frage nach einem attraktiven Berufseinstieg. 37,0 % der Studierenden und 30,8 % der Young Professionals wünschen sich eine gezielte Einarbeitung. Dazu gehört für Studierende ein Mentor, der ihnen unterstützend zur Seite steht (28,2 %). Nur 10,7 % der Studierenden wollen den Sprung ins kalte Wasser wagen und von Beginn an voll einsteigen. Im Hinblick auf die Studie 2016 lässt sich feststellen, dass die gezielte Einarbeitung auch bei den Young Professionals besonders gewünscht ist. Demgegenüber verliert die Möglichkeit, Dinge selbst auszuprobieren für Studierende (16,9 %) und Young Professionals (15,3 %) an Bedeutung.

Welche Aussage trifft auf Dich zu?
Die deutlich ausgeprägte Fachlichkeit spiegelt sich auch in den Erwartungen an die Aussagekraft von Stellenanzeigen wider. 84,06 % der Befragten erwarten hier eine aussagekräftige Beschreibung der Tätigkeiten und 68,42 % die Benennung der konkreten Anforderungen an den Bewerber. Erst danach folgen mit 31,27 % Erwartungen hinsichtlich von Angaben zu Gehalt und Sozialleistungen. Aufhorchen lässt, dass 13,5 % der Befragten äußern, dass sie sich von Stellenanzeigen meist schlecht und sehr schlecht informiert fühlen.

Ein besonderer Schwerpunkt bei der diesjährigen Studie lag in der Analyse und Beschreibung der Erwartungen der jungen IT'ler an konkrete Kontakte mit potenziellen Arbeitgebern. Wie will die  Zielgruppe angesprochen werden? Hier konnte festgestellt werden, dass fast die Hälfte der Befragten offen für passende Jobangebote sind, d. h. sie sind als passive Kandidaten zu betrachten. Erfüllt ein konkretes Jobangebot die Erwartungen des IT’lers, ist von einer ausgeprägten Bereitschaft auszugehen, dieses Angebot anzunehmen. Letztlich wollen junge IT’ler die Wahl haben: Sie wollen einerseits den Arbeitgeber selbst aussuchen, weil sie sich ihrer Position im Arbeitsmarkt bewusst sind. Dieses Selbstbewusstsein der IT’ler zeigt sich andererseits auch im Wunsch, dass die Unternehmen den ersten Schritt machen. Die Mehrheit der befragten Studierenden und Young Professionals wünscht sich, direkt vom Unternehmen kontaktiert zu werden.

Welche Art der ersten Kontaktaufnahme bevorzugst Du?

















Was ist bei dieser Kontaktaufnahme bzw. Direktansprache wichtig? Hier wünschen sich die jungen IT’ler, dass sich die Anfragen deutlich auf ihr individuelles Profil bezieht und dass die weiteren  Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Hier zeigt sich neben der kulturellen Passung ("Das Unternehmen und seine Werte passen zu mir") auch die ausgeprägte Bedeutung der fachlichen Passung (74,5 % bei den nicht Job Suchenden und 54,6 % Job Suchenden).

Wann können Dich Angebote überzeugen?














Von wem wollen die Befragten angesprochen werden? Wenn die Unternehmen Kontakt mit den jungen IT'lern aufnehmen, legt die Mehrheit (62 %) Wert darauf, von einem Mitarbeiter aus der IT-Abteilung, d. h. einem fachlichen Partner bzw. Experten, angesprochen zu werden.

Von wem möchtest Du angesprochen werden?














Die Ergebnisse stellen potenzielle Arbeitgeber vor große Herausforderungen: Wie kann den Erwartungen der Zielgruppe entsprochen werden? Wie spreche ich die Zielgruppe am besten an? Wie können die notwendigen Informationen über die Erwartungen der Zielgruppe gewonnen werden? Und: Sind die Unternehmen wirklich auf diese Zielgruppe vorbereitet? Einerseits dürfte der breite Optimismus der Zielgruppe die Kommunikation erleichtern. Andererseits bringt die ausgeprägte Präferenz für Fachlichkeit die Notwendigkeit einer entsprechenden Arbeitgeberkommunikation mit sich. Die Ergebnisse der Studie gehen jedoch weit darüber hinaus, denn die Erwartungen an eine hohe Fachlichkeit zeigen sich in der gesamten Candidate Journey. Dies beginnt bei den Faktoren der Arbeitgeberattraktivität, zeigt sich sowohl bei den Inhalten der Stellenanzeigen als auch bei der Kontaktaufnahme durch die Unternehmen und reicht bis zur gezielten Einarbeitung und der Betreuung durch Paten beim Einstieg in die Unternehmen.

Es kann davon ausgegangen werden, dass es den Unternehmen mit einer konsequenten Orientierung an diesen in erster Linie fachlich geprägten Erwartungen gelingen kann, diese Zielgruppe erfolgreich anzusprechen. Die Ergebnisse der Studie get started 2017 lassen erkennen, dass Unternehmen, die  auf diese Erwartungen und Wünsche individuell und gezielt eingehen, bessere Möglichkeiten besitzen, erfolgreich zu rekrutieren. Unternehmen müssen mit fachlicher Expertise überzeugen und dies auf die Rekrutierungsmaßnahmen übertragen. Für den Erfolg, vor allem direkter Anfragen, ist es dringend erforderlich, sich auf fachlicher Ebene mit dem Profil des jeweiligen Kandidaten umfassend auseinanderzusetzen. Um hier die Erwartungen an die Fachlichkeit konkret umzusetzen, können die Mitarbeiter des IT-Fachbereichs als Botschafter eingesetzt werden. Wichtig ist: Während andere Nachwuchskräfte häufig die nächsten Stufen auf der Karriereleiter anstreben, wollen junge IT’ler offensichtlich ihre fachliche Expertise ausbauen. Dies möchten sie über entsprechende fachliche Entwicklungsmöglichkeiten erreichen. Bei der Zielgruppe der jungen IT'ler kommt es also in erster Linie darauf an, zu verdeutlichen, wie sich diese fachliche Karriere im Unternehmen konkret realisieren lässt.

Letztlich gilt es, offensiv und gezielt mit den Erwartungen der jungen IT'ler umzugehen. Dies macht es nötig, die Erwartungen insbesondere hinsichtlich ihrer fachlichen Facetten systematisch und laufend zu ermitteln und in der gesamten Candidate Journey der jungen IT’ler konsequent zu berücksichtigen.


Die Studie „Get started 2017“ ist unter dem folgenden Link erhältlich.


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