Freitag, 8. Mai 2015

Faire Vergütung, Equal Pay und Stellenbewertung - Philipp Schuch und Ralf Kuklik im Gespräch

Das nächste Gespräch im Vorfeld des HR Innovation Days 2015 führte ich mit Philipp Schuch und Ralf Kuklik, Geschäftsführer und Leiter F+E der QPM Quality Personnel Management GmbH aus Düsseldorf. Beide sind zum HR Innovation Day doppelt vertreten, denn sie bieten sowohl einen Vortrag als auch einen Workshop zum Themenbereich „Equal Pay/Stellenbewertung/Vergütungsmanagement“ an.

Wald: Meine Herren, ich freue mich sehr, dass Sie mit Ihrer Teilnahme zum Erfolg des HR Innovation Days in Leipzig beitragen. Um die Teilnehmer/-innen einzustimmen, will ich heute einige Fragen loswerden.
Schuch: Sehr gerne, wir freuen uns schon sehr auf den Tag in Leipzig und finden es toll, dass Sie Ihren Studierenden und (über-)regionalen Personalern ein solches Forum bieten, um neue Ansätze der Personalarbeit kennen zu lernen und von Praxisbeispielen zu lernen.

Wald: Eine ausgewogene und nachvollziehbare Stellenbewertung zählt m.E. nach nicht nur derzeit zu den wichtigsten Themen des modernen Personalmanagements. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an Fragen meiner HR-Absolventen nach dem Start in das Berufsleben, die gerade die Festlegung der Vergütungshöhe bei verschiedenen Mitarbeitern betrafen. Haben Sie mit Ihrer Herangehensweise DIE Antwort auf diese Fragen gefunden?
Schuch: Wir haben mit unserem Ansatz zur Positionsbewertung einen guten Weg gefunden, um eine stabile Grundlage für ein nachvollziehbares Vergütungsmanagement zu legen. Fairness und Transparenz waren zwei zentrale Zielsetzungen in der Entwicklung des Stellenbewertungssystems „gradar the job evaluation engine“. Wir haben den Algorithmus so gestaltet, dass das System flexibel in vielen Organisationsformen und -größen verwendet werden kann und die Faktoren so ausgewählt und beschrieben, dass die Bewertungsentscheidungen für alle Beteiligten verständlich sind. Basierend auf diesen Ergebnissen kann dann eine Vergütungssystematik aufgebaut werden, die auf den Anforderungen der Stellen und nicht auf einem ggf. diskriminierenden „Nasenfaktor“ basiert.

Ein Blick auf die gradar-Systematik
Wald: Oft wird das Thema Stellenbewertung belächelt und als nicht so wichtig abgetan. Aus meiner Sicht ist eine faire Vergütung zukünftig von entscheidender Bedeutung für das Engagement und die Bindung der Mitarbeiter. Was sind Ihre Vorschläge, um dieses Thema stärker in den Fokus der Personalarbeit zu rücken?
Schuch: Stellenbewertung ist unserer Auffassung nach DIE Grundlage für eine moderne, strategische Personalarbeit, die über die Personalbeschaffung, Mitarbeiteradministration und Gehaltsabrechnung hinausgeht. Strategische Personalarbeit bedeutet Grundlagenarbeit, dass also Strukturen geschaffen werden, um für die Zukunft planen und Prozesse entwickeln zu können.
Kuklik: Wir müssen das Bewusstsein schaffen, das Stellenbewertung in Unternehmen aller Größenordnungen einen echten Mehrwert bringt. Stellenbewertung ist ja keine Übung, die zum Selbstzweck durchgeführt wird, sondern bildet für viele Instrumente der Personalarbeit eine systematische Grundlage. Ich denke hier neben der Konzeption von Vergütungsbändern auch an Schnittstellen im Recruiting und in der Personalentwicklung: Wenn Stellen mit ihren Anforderungen klar beschrieben sind, vereinfacht das die Prozesse der Stellenausschreibung und Einarbeitung, den Entwurf eines Kompetenzmodells und die Entwicklung von Karrieremodellen signifikant. Gerade die aktuelle Diskussion um Entgeltgerechtigkeit/Equal Pay zeigt, wie wichtig eine systematische Analyse der Datenlage ist, um anstelle von hitziger Polemik die Probleme auf Basis von belegbaren Fakten zu identifizieren und zu lösen.

Wald: Was können wir hier von Seiten der Hochschulen machen?
Schuch/Kuklik: Für die Zukunft wünschen wir uns, dass Stellenbewertung und Vergütung einen angemessenen Stellenwert in den Lehrplänen von Studiengängen oder Weiterbildungsangeboten erhalten. Ich habe viele Skripte gelesen, die Recruiting, Personalentwicklung, Kommunikation und Arbeitsrecht hervorragend behandeln, doch bei Stellenbewertung und Vergütung gibt es noch eine Menge Potenzial.

Wald: Haben Sie schon konkrete Anwendungserfahrungen sammeln können? Wie steht es um die Akzeptanz Ihres Tools bei Personalern und Unternehmen?
Schuch: Bereits während der Entwicklung des Systems konnten wir den Algorithmus mit den Beschreibungen in Projekten anwenden und somit die Faktoren auf Relevanz und Belastbarkeit in der betrieblichen Praxis testen. Die hieraus gewonnenen Erfahrungen sind direkt in den Entwicklungsprozess eingeflossen. gradar.com ist zudem auf dem technologischen und gestalterischen Stand von 2015 und unsere Anwender haben bislang einhellig die gute Bedienbarkeit und Transparenz des Bewertungsprozesses gelobt. Nach eine kurzen Orientierungsphase sind die Anwender somit in der Lage, die Stellenbewertungen eigenständig durchzuführen.
Kuklik: Wir sind schon ein bisschen stolz darauf, die Hoheit über den Bewertungsprozess in die Hände der Anwender legen zu können. Gerade dies erhöht die Akzeptanz enorm, denn die Beteiligten treffen ihre Entscheidungen selbst und sind nicht externen Beratern mit ihrem „Herrschaftswissen“ ausgeliefert. Und gradar.com wird auf deutschen Servern gehostet und über einen deutschen Lizenzvertrag lizenziert.

Wald: Und eine wichtige Frage zum Schluss. Warum nehmen Sie am HR Innovation Day teil?
Kuklik:  Leipzig ist natürlich immer eine Reise wert. Durch mein ehrenamtliches Engagement bei ArbeiterKind.de kenne ich einige Studierende und Alumnis der Leipziger Hochschulen und werde die Gelegenheit nutzen, mich mit einigen Leuten zu treffen, die ich bislang nur virtuell kennen gelernt habe. Für uns ist zudem die Teilnahme am HR Innovation Day in mehrfacher Hinsicht wertvoll. Wir freuen uns, dass wir uns in dieser Runde vorstellen und die Themen Stellenbewertung und Fairness in der Vergütung diskutieren können. Wir möchten zeigen, dass diese Themen nicht nur für Großkonzerne relevant sind, sondern auch von mittelständischen Unternehmen mit vertretbarem Aufwand bearbeitet werden können und einen echten Mehrwert bieten. Spannend sind natürlich auch der fachliche Austausch und die Impulse aus den anderen Vorträgen und Workshops des HR Innovation Days.
Schuch: Einer unserer Kernwerte ist „Empowerment“. Dieser steht dafür, dass wir unseren Kunden „Hilfe zur Selbsthilfe“ anbieten, um sie zu befähigen, den Prozess der Stellenbewertung selbstständig zu managen. In dieser Hinsicht sind wir eher ein Softwarelösungsanbieter, denn ein klassisches Beratungsunternehmen. Wir glauben an die hohe Qualität unserer Lösung sowie den Erfolg unserer Beratungsleistungen und stellen uns gerne dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Ich halte es zudem für sehr wichtig, einen engen Kontakt zwischen Praxis und Wissenschaft zu pflegen, um das Denken nicht zu verlernen und neue Ideen für Lösungsansätze zu generieren.

Wald: Ganz herzlichen Dank für das informative Gespräch. Ich freue mich sehr auf Ihren Vortrag und den Workshop.

Ein interessanter Text zur Geschichte von gradar/QPM ist unter diesem Link zu finden.

1 Kommentar:

  1. Freue mich sehr auf den Vortrag und Workshop mit Ralph und Philipp, zudem wir gemeinsam erste erfolgreiche Projekte bestritten haben. Hier noch ein wenig mehr Hintergrund auf meinem Blog:

    http://seuberthr.com/de/2015/04/30/analytische-stellenbewertung-ein-ansatz-zu-einer-wertschaetzenden-mitarbeiterkultur/

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