Donnerstag, 24. Mai 2012

HR Innovation Day - Zeitversetzte Video-Interviews bei der Rekrutierung - Gespräch mit Sara Lindemann

Sara Lindemann viasto
HR-Consulting
Wald: Zeitversetzte Video-Interviews bei der Rekrutierung? Was ist darunter zu verstehen?
Lindemann: Es bedeutet, dass Bewerber/-innen durch einen personaldiagnostisch fundierten, strukturierten Prozess geleitet werden, indem sie vom Unternehmen definierte Interviewfragen über ihre Webcam beantworten. Die von uns entwickelte interview suite ist eine webbasierte HR-Software, die es möglich macht, mit Hilfe von kompetenzbasierten kurzen Video-Assessments Prozesse der Personal- auswahl effizienter zu gestalten. Im Gegensatz zu langwierigen hintereinan- dergeschalteten Telefoninterviews bietet die interview suite für Unternehmen den Vorteil eines asynchronen Prozesses: Die Bewerber führen die Interviews eigenständig, zu einer ihnen passenden Zeit an einem ihnen angenehmen Ort durch. Danach sind die Interviews von den Ansprechpartnern im Unter- nehmen jederzeit abrufbar. Videointerview und Evaluation sind zeitlich und örtlich unabhängig voneinander - vorteilhaft auch, wenn es um Recruiting über zeitliche und örtliche Grenzen hinweg geht.

Wald: Ich kann mir vorstellen, dass Video-Interviews bei Bewerbern nicht immer auf hohe Begeisterung stoßen. Können Sie eventuelle Bedenken der Bewerber verstehen?
Lindemann: Ich habe bei meiner Bewerbung bei viasto im ersten Schritt auch ein Videointerview absolviert. Es war eine Situation, mit der ich keinerlei Erfahrungen hatte. Was mir geholfen hat war, dass ich zu jedem Augenblick wusste, was ich zu tun hatte. Aus meiner Sicht ist für jede Methode in der Personalauswahl wichtig, dass Unternehmen transparent und fair mit ihren Bewerbern umgehen. In dem Augenblick, in dem ein Bewerber seine Unterlagen per Mail versendet oder ein Onlinebewerbungsformular ausfüllt, muss er Vertrauen haben, dass mit seinen Daten wertschätzend und professionell umgegangen wird. Denken Sie dabei z. B. an den Anstieg des Einsatzes von Persönlichkeitstests für die Personalauswahl. Das zeitversetzte Videointerview wird besonders diskutiert, weil es sich um eine völlig neue Form des Assessments handelt. Bewerber akzeptieren besonders solche Verfahren, deren Sinn sie erkennen können und bei denen sie das Gefühl der Transparenz und Kontrolle haben. Diese Anforderungen werden erfüllt, wenn unsere Kunden den Einsatz von Videointerviews sehr offen und klar kommunizieren. Eine Assessment-Situation mit all ihren Herausforderungen ist und bleibt es für die Bewerber/-innen natürlich. Übrigens bekommen wir von unseren Kunden die Rückmeldung, dass Faktoren wie z. B. Sympathie in der Bewertung viel weniger zum Tragen kommen. Was ganz klar auf die Fairness dieser Form der Auswahl hinweist.

Wald: Wie können sich Bewerber darauf einstellen?
Lindemann: Die viasto interview suite ist ein asynchrones Rekrutierungstool. Das bedeutet, dass den Bewerberinnen und Bewerbern während des Interviews kein Gesprächspartner gegenüber sitzt. Die Fragen werden ihnen über den Bildschirm angezeigt und sie sprechen ihre Antworten nach einer Vorbereitungszeit in eine Webcam. Für die Vorbereitung der  Videointerviews gilt im Grunde genau dasselbe, wie für ein persönliches Gespräch. Man sollte sich noch einmal klar machen, warum man sich gerade bei dieser Firma beworben hat, was persönliche Stärken und Schwächen sind, welche persönliche Ziele man verfolgt und wo genau die persönliche Passung zum Unternehmen und zur Stelle liegt. Wichtig für jede neue Situation ist: Die Bewerberinnen und Bewerber sollten sich Zeit nehmen! Sie können den Anfangszeitpunkt Ihres Videointerviews innerhalb Ihrer Interviewfrist selbst bestimmen. Einmal angefangen können sie das Interview allerdings nicht mehr unterbrechen. Sie sollten dafür sorgen, dass sie während des Interviews nicht gestört werden.

Wald: Eine wichtige Frage zum Schluss. Warum nehmen Sie am HR Innovation Day teil?
Lindemann: Die Kontakte zu jungen HR-Professionals und Absolventen mit dem Schwerpunkt Personal sind uns sehr wichtig. Auch die Diskussion im Rahmen solcher Veranstaltungen hat uns schon neue Impulse bei der Überarbeitung unsrer Produkte gebracht. Unsere junge Technologie lebt vom kritischen Diskurs mit der Zielgruppe und damit meine ich sowohl aus der Perspektive der Bewerber als auch der Perspektive der Personaler der Zukunft. Nicht zuletzt trägt die Veranstaltung auch dazu bei, unser Produkt bekannt zu machen. Je „normaler“ und verbreiteter die Videointerviews werden, desto einfacher wird es für alle Beteiligten werden, deren große Vorteile zu nutzen.

Wald: Liebe Frau Lindemann, herzlichen Dank für das Gespräch. Ich freue mich sehr auf Ihre Präsentation und die Diskussion im Rahmen des HR Innovation Days.

1 Kommentar:

  1. HR BarCamp 2013 am 21./22. Februar 2013 - es gibt noch viele Verständnisfragen zu zeitversetzten Videointerviews - einige Antworten gibt es in diesem Interview.

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